Die Insel Łasztownia befindet sich im zentralen Teil Stettins, zwischen den Gewässern Parnica, Zielony-Kanal, Westoder, Duńczyca und Wrocławski-Kanal. Vier Brücken führen auf die Insel: zwei über die Parnica (die Księdza Stanisława Kujota-Straße und die Trasa Zamkowa-Straße) sowie zwei über die Westoder (die Lange Brücke und die Trasa Zamkowa-Straße). Die Buslinie 76 hält im Zentrum der Insel. Ihren südlichen Rand streifen auch die Linien 522, 531 und 532.
Der Name Łasztownia (lat. Lastadia) leitet sich von den lateinischen Wörtern lastagium, lestagium, lastadium ab, die für das Gewicht einer Ladung stehen. Im 14. Jh. war die Einheit „Last” als Maß für Schiffsladungen üblich. Sie wurde auch zur Gewichtsangabe bei körniger Ware verwendet, z. B. bei Getreide.
Der Name sagt alles über die ursprüngliche Verwendung der Insel aus. Als Hafen wurde sie jedoch erst seit 1283 genutzt. Davor war Łasztownia deutlich kleiner und ähnelte eher einer Sandbank gegenüber der heutigen Langen Brücke, die jedoch günstig an der Handelsroute von Dąbie nach Stettin gelegen war. 1283 erwarb Stettin die Insel, um die dynamische Entwicklung des Hafens und somit des Warenverkehrs weiter voranzutreiben. Die Stadt brauchte damals dringend Platz, um ausbauen zu können. Auf der Insel wurden Holzstege sowie Verlade- und Ausladerampen angebracht. Auch ein Verladekran, mehrere Speicher und Lagerräume waren vorhanden. Der Hafen baute weiterhin aus und nahm eine weitere Insel ein. Historische Quellen aus dem 14. Jh. bezeichnen bereits die gesamte Inselgruppe nördlich der Parnica als Łasztownia. Die jeweiligen Teile von Łasztownia wurden nach den dort befindlichen Betrieben benannt, wie z. B. nach der 1500 erbauten Werft Stocznia Łasztownia (schippbuwer lastadie). Im 17. Jh. wurde Łasztownia als ein Ort von strategischer Bedeutung eingestuft und mit Erdwällen umgeben, die entlang der heutigen Straßen Bulwar Gdański und Władysława IV verliefen. 1727 kamen zwei steinerne Tore dazu: Brama Parnicka (Parnitzer Tor) und Brama Kozia (Ziegentor). Im 19. Jh. wurde die Befestigungsanlage jedoch als unnötig abgerissen.
Das heutige Straßennetz von Łasztownia stammt aus dem frühen 18. Jh. Damals, zu Zeiten des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I., wurde die Insel umgestaltet und geordnet. Zur Wende des 19. und 20. Jh. wurde die Bebauung aus dem 18. Jh. größtenteils durch Jugendstilbauten ersetzt. Wegen der Wohnungsnot wurden auf der bisher rein zu Hafenzwecken genutzten Insel Arbeitersiedlungen erbaut. Dazu kamen auch Fabriken, u. a. eine Zuckerfabrik (heute Przedsiębiorstwo Przemysłu Cukierniczego „Gryf” S.A.). Im Zweiten Weltkrieg wurde Łasztownia in den Jahren 1942 – 1944 mehrmals bei Luftangriffen der Alliierten zerbombt. Nach dem Krieg entwickelte sich hier die Seefahrtsindustrie sehr dynamisch; die Insel ist u. a. Sitz der Seefahrtsunternehmen Polska Żegluga Morska und Żegluga Szczecińska sowie des Zollamts. Einige der Gebäude, die im Zuge des Bauindustrie-Booms entstanden, stehen jedoch leer und dienen als Kulisse für kulturelle Veranstaltungen wie Freilichtaufführungen oder Musikfestivals.
Sehenswert .